Brandschutz

Aktive Brandvermeidung für tiefgekühlten Fisch und Meeresfrüchte

07.11.2018 - Mit einem kleinen Marktstand in Singapurs Chinatown hat alles angefangen. Mit seinem kleinen Schlachtereibetrieb versorgte das Ehepaar Lee seit den 80er Jahren die Einwohner täglic...

Mit einem kleinen Marktstand in Singapurs Chinatown hat alles angefangen. Mit seinem kleinen Schlachtereibetrieb versorgte das Ehepaar Lee seit den 80er Jahren die Einwohner täglich mit frischem Fleisch. Das Unternehmen ent­wickelte sich weiter und verlegte ­seinen Fokus in den Folgejahren auf den Vertrieb tiefgekühlter Lebensmittel. Das daraus entstandene, 1996 gegründete Unternehmen ­Jurong Cold Store (JCS) unterhält heute nicht nur eines der ersten ­automatisierten Lager in Singapur, sondern im benachbarten Indonesien zusätzlich eine eigene Farm für Shrimps.  

Um der stetig steigenden Nachfrage gerecht zu werden, errichtete Jurong Cold Store, inzwischen unter Geschäftsführung der zweiten Generation, ein weiteres automatisiertes Tiefkühllager in Singapur. Mit 45 Metern ist es derzeit eines der höchsten Lager in der Region. Im Oktober 2016 wurde mit der Einlagerung der ersten Produkte in dem neuen Lager begonnen. Bis zu 15.000 Paletten tiefgekühlter Fisch und Meeresfrüchte werden dort bevorratet sein.

Der Brandschutz war bei dem Lagerneubau in Singapur eine besondere Herausforderung. Durch die große räumliche Enge im dem nur 719,2 km² kleinen Inselstaat – die Fläche Singapurs entspricht damit gerade einmal knapp der Fläche Hamburgs – wären im Fall eines Brandes automatisch auch Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei den Internetrecherchen zu einer möglichen Brandschutzlösung stieß JCS auf das Prinzip der aktiven Brandvermeidung und die Oxyreduct-Technologie des deutschen Unternehmens Wagner. Das Unternehmen war sich sicher, dass die aktive Brandvermeidung die einzig sinnvolle Lösung für diesen Lagerneubau sein konnte. Über den vor Ort ansässigen Consultant EDMC und die Errichterfirma Redlink entstand so der Kontakt zur Wagner Group in Langenhagen.

Für autorisiertes Personal begehbar
Mittels kontrollierter Stickstoffzufuhr wird der Sauerstoffgehalt in dem 76.000 m³ umfassenden Hochregallager von 20,9 Vol.-% auf einen Wert von 16 Vol.-% abgesenkt. Das Restsauerstoffvolumen wurde dabei in Abhängigkeit der individuellen Entzündungsgrenzen der eingelagerten Waren und ihrer Verpackungsmaterialien ermittelt. Einem möglichen Brand wird so bereits in der Entstehungsphase buchstäblich die Luft zum Atmen genommen, ein Feuer kann sich nicht mehr entwickeln oder ausbreiten. Gleichzeitig bleibt das Lager für autorisiertes Personal begehbar.

Der für die Sauerstoffreduktion benötigte Stickstoff wird vor Ort durch Anlagen des Typs Oxyreduct V-Line gewonnen. Dabei wurden drei Anlagen verbaut, eine Anlage ist als Redundanz ausgelegt. Zusätzlich wird das Hochregallager durch Titanus-Ansaugrauchmelder in der Tiefkühlversion überwacht. Diese können innerhalb des Kühlraumes installiert werden und ermöglichen eine frühestmögliche und täuschungsalarmsichere Branddetektion. Effektive Gegenmaßnahmen können so schnell und effektiv eingeleitet werden.

Mit dem Einbau von Singapurs erster Sauerstoffreduktionsanlage im Tiefkühllager von Jurong Cold Store beschritt die Wagner Group neue Wege auf dem asiatischen Markt. Dafür mussten der örtlichen Behörde Civil Defence, zuständig für baurechtliche Bestimmungen, Verordnungen und Baugenehmigungen, allerdings zunächst die Funktionsweise und Vorteile der Technologie vermittelt werden. Für Jurongs Lagerbau wurde eine entsprechende Sondergenehmigung erwirkt. Inzwischen prüft die Behörde aber, das Prinzip der aktiven Brandvermeidung in die Brandschutzverordnungen Singapurs zu übernehmen. Oxyreduct könnte somit auch dort zu einer Standardlösung im Bereich Lager/Logistik werden.

Brandschutz mit Sauerstoffreduzierung
Das Prinzip ist einfach: Ein Brand benötigt für die Entstehung neben Wärme und Brennstoff vor allem Sauerstoff. Wird die Sauerstoffkonzentration innerhalb eines Schutzbereiches von vornherein reduziert, wird einem möglichen Brand praktisch die notwendige Luft zum Atmen entzogen. Das wird erreicht, indem kontrolliert Stickstoff in den jeweiligen Schutzbereich eingeleitet wird. Dabei bleiben die Bereiche – je nach gewählter Restsauerstoffkonzentration – für autorisiertes Personal begehbar.

Eine besonders effiziente und umweltfreundliche Möglichkeit zur Stickstofferzeugung ist mit Wagners V-Line möglich. Diese arbeitet basierend auf der VPSA (Vaccum Pressure Swing Adsorption)-Technologie energiekostenoptimiert bei niedrigen Prozessdrücken. Ein modularer Aufbau ermöglicht zudem die Kopplung mehrerer Anlagen, zum Beispiel bei einer Unternehmenserweiterung. Im Rahmen einer ganzheitlichen Brandschutzlösung ist eine Verknüpfung der VdS-zertifizierten V-Line mit einem Brandfrüherkennungssystem erforderlich.

Die hochsensiblen Titanus-Ansaugrauchmelder erkennen Brandursachen, die sich aufgrund der Sauerstoffreduzierung nicht mehr zu Bränden ausbreiten können, frühestmöglich. Über Rohrleitungen entnehmen die Ansaugrauchmelder Proben aus der Umgebungsluft. Mittels des optischen Detektionsverfahrens mit HPLS (High Power Light Source)-Technologie werden bereits geringste Mengen an Pyrolysepartikeln erkannt. Titanus ist im Vergleich zu herkömmlichen Punktmeldern bis zu 2.000-fach sensibler und kann einfach projektiert werden. Die Detektionseinheit für Service- und Wartungszwecke kann an einer nur für befugtes Personal zugänglichen Stelle installiert werden. Über die patentierte Brandmustererkennung Logic-Sens unterscheiden die Ansaugrauchmelder zwischen Brand- und Täuschungsszenarien und bieten somit ein Höchstmaß an Sicherheit gegen Täuschungsalarme. Außerdem verfügen alle Ansaugrauchmelder samt Zubehör über eine VdS-Zulassung. Darüber hinaus sind FM- sowie UL-zugelassene Varianten verfügbar. Ein Anschluss an ein Netzwerk ist via Ethernet oder per SNMP möglich.

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