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Ich war eine PET-Flasche! Berufskleidung und PSA: nachhaltig und fair, trendy und komfortabel

17.03.2020 -

Multinorm-Schutzkleidung, fair gehandelte Baumwolle, recycelte PET-Flaschen: Der 1788 gegründete PSA- und Berufs­be­kleidungs­hersteller Bierbaum-Proenen (BP) präsentierte sich mit ­designorientierten Innovationen, Fairtrade-Produkten und nachhaltigen ­Konzepten auf der A+A in Düsseldorf. Vorgestellt wurden unter ­anderem die Workwear-Lösungen BPlus Green aus fair gehandelter Baumwolle und recyceltem Plastik und BPlus Modern Stretch, die Leichtigkeit mit Design und Bewegungsfreiheit verbindet. GIT SICHERHEIT sprach mit Geschäftsführer Harald Goost.  

GIT SICHERHEIT: Herr Goost, Sie haben mal gesagt, ohne Nachhaltigkeit und Innovationsfähigkeit hätten Sie kaum als seit 1788 präsentes und inzwischen in 7. Generation familiengeführtes Unternehmen bis heute erfolgreich sein können. Wie meinen Sie das genau?

Harald Goost: Als BP 1788 gegründet wurde, hatte die Gründergeneration natürlich nicht das moderne Nachhaltigkeitsverständnis vor Augen. Aber meinen Vorfahren war schnell klar, dass sie sich wirtschaftlich nachhaltig aufstellen wollten. Dieses Denken und Handeln hat sich über Generationen hinweg fortgesetzt und verfestigt, und so wird BP heute in siebter Generation geführt. Unter heutigen Nachhaltigkeitsgesichtspunkten wissen wir: Ohne Produktqualität kann ökologische Qualität nicht gelebt werden. Schließlich haben Wegwerf-Produkte eine verheerende ökologische Bilanz. Unsere Innovationsfähigkeit haben wir während unserer langen Geschichte immer weiterentwickelt. Wir haben Entwicklungen des Marktes aufgenommen und selbst neue Entwicklungen in den Markt hineingetragen. Dabei ist der Dialog mit den Trägerinnen und Trägern unserer Kleidung immens wichtig: Sie spiegeln uns, wie wir unsere Berufsbekleidung immer weiter an ihre Bedürfnisse und Wünsche anpassen können.  

Was hatte man Ende des 18. Jahrhunderts in Ihrer Firma eigentlich hergestellt?

Harald Goost: Der Grundstein von BP war der Leinenhandel, den mein Vorfahr Johann Baptist Bierbaum 1788 in der Kölner Mühlengasse eröffnete. Später kam der Handel mit gewalkten Wollstoffen und Seide hinzu. Ein entscheidender Impuls war 1914 der Besuch meines Urgroßvaters bei Ford in Detroit. Er hat sich dort die Fließbandproduktion angeschaut und war zutiefst beeindruckt. In den Folgejahren ist daraufhin die Idee gereift, als eines der ersten Unternehmen Berufsbekleidung in Fließbandfertigung herzustellen. Das hat die Kosten enorm gesenkt, die Qualität gleichzeitig deutlich gesteigert.

Heute ist die Persönliche Schutzkleidung eine wesentliche Säule Ihres Produktportfolios...  

Harald Goost: Das stimmt. Obwohl wir uns dem Thema Persönliche Schutzausrüstung erst 2010 zugewendet haben, ist es heute ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Portfolios. In diesem Marktsegment wachsen die Anforderungen und man kann ihnen nur mit hoher Professionalität begegnen. Darüber hinaus bieten wir Lösungen für die Bereiche Workwear, Med&Care und die Gastronomie an.

Sie verfolgen die Philosophie, einem Unternehmen die ganze Berufsbekleidung aus einer Hand anbieten zu können – auch im entsprechenden CD. Wer sind vor allem Ihre Kunden?

Harald Goost: Wenn wir uns auf die Bereiche Workwear und PSA konzentrieren, beliefern wir vor allem große Industrieunternehmen. Aber auch kommunale Einrichtungen wie die Stadtwerke sowie Kunden aus dem Logistikbereich gehören zum Kundenstamm.

Sie arbeiten stark mit Textilservice-Partnern zusammen. Ist das der wichtigste Vertriebsweg? Wie sieht es mit dem Technischen Fachhandel, dem direkten Vertrieb oder dem E-Commerce-Handel aus?

Harald Goost: Der Textilservice ist für uns ein sehr wichtiger Partner und Absatzzweig. Gleiches gilt für den Technischen Handel. Zu unseren Großkunden aus der Industrie stehen wir meist in direktem Kontakt – aber immer gemeinsam mit unseren Absatzmittlern. Ein schlüssiges Gesamtpaket für unsere Endkunden ergibt sich nur aus dem Zusammenspiel unserer Produkte und den Dienstleistungen unserer Absatzmittler. Der E-Commerce-Handel indes spielt nicht in derselben Liga wie die anderen Absatzkanäle, aber er wächst stetig und entwickelt sich sehr positiv.   

Auf der A+A haben Sie unter anderem leichte und komfortable Kleidung zum Schutz von Störlichtbögen vorgestellt. Hierfür nutzen Sie sehr moderne Materialien, dank derer die schweren und unbequemen Arbeitsklamotten ja lange passé sind – aber die Entwicklung geht offenbar immer noch weiter?

Harald Goost: Die PSA hat sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. Wenn man bedenkt, dass unsere neue Kollektion BP Multi Protect Plus vor Störlichtbögen schützt, bei denen extreme Kräfte frei werden, sich zugleich aber anfühlt wie ein Blazer – dann kann man sich vorstellen, wie viel Know-how in der Kleidung steckt und wie sich die Materialien in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Das ist wirklich High-tech! Unser Entwicklungsteam hat ständig neue Ideen. Und ich vertraue auf die menschliche Kreativität: Sicherlich werden wir in den kommenden Jahren von ganz neuen Lösungen und Ideen überrascht.

Das Design ist auch bei Ihnen ein wichtiges Thema – die Erwartungshaltung der Fachkräfte an die Berufsbekleidung spielt ja auch eine zunehmend wichtige Rolle. Wie sehen Sie das?  

Harald Goost: Berufsbekleidung ist heute ein Identifikationsobjekt und ein Statussymbol, mit dem die Trägerinnen und Träger den Stolz auf ihre Arbeit und die Zugehörigkeit zu ihrem Team nach außen zeigen wollen. Dabei legen die Beschäftigten an ihre Berufsbekleidung ähnlich hohe Maßstäbe wie an ihre Freizeitkleidung, Outdoor- oder Sportswear. Das ist ja auch verständlich, schließlich tragen sie ihre Berufsbekleidung täglich zwischen acht und zehn Stunden. Die Erwartungshaltung betrifft aber nicht nur das Design. Auch auf Tragekomfort und Bewegungsfreiheit wird viel Wert gelegt.

Wir hatten eingangs schon das Thema Nach­haltigkeit angerissen. Sie tun hier einiges ...?

Harald Goost: Auf diesem weiten Feld engagieren wir uns in unterschiedlichen Bereichen. So arbeiten wir im Hinblick auf die soziale Nachhaltigkeit mit der Fair Wear Foundation (FWF) zusammen, die sich entschlossen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der internationalen Bekleidungsindustrie einsetzt. Die FWF-Standards gelten allgemein als die höchsten in der Branche. Bei der ökologischen Nachhaltigkeit setzen wir auf die drei Prinzipien Vermeiden, Reduzieren und Recyceln. Vermeiden bedeutet, qualitativ hochwertige Kleidung herzustellen, sodass die Kunden nicht jedes Jahr neue Produkte benötigen. Denn jedes neue Kleidungsstück verbraucht Ressourcen. In diesem Sinne hat BP den Anspruch, seine Kunden mit der hohen Langlebigkeit immer wieder neu positiv zu überraschen. Mit unserer neuen Kollektion BPlus Green setzen wir die Prinzipien Reduzieren und Recyceln so konsequent um wie noch nie. Beim Material der neuen Kollektion, die zu 65 Prozent aus Polyester und zu 35 Prozent aus Baumwolle besteht, setzen wir auf fair gehandelte Baumwolle und auf komplett recyceltes Polyester, das aus wiederverwerteten PET-Flaschen besteht. Mindestens 18 PET-Flaschen stecken in jedem Teil der Kollektion. Das ist gut für die Umwelt und fürs Klima. Denn im Vergleich zur Herstellung von herkömmlichen Polyesterfasern sparen die Fasern aus recyceltem Material rund 45 Prozent Energie, 30 Prozent klimaschädigendes CO2 und 20 Prozent Wasser ein. Die Baumwolle wiederum stammt aus dem Fairtrade-Baumwoll-Programm. Durch die Fairtrade-Prämie werden Kleinbauern, die ihre Baumwolle nachhaltig produzieren, durch feste Mindestpreise unterstützt.

Sie sind außerdem eine Kooperation mit anderen Herstellern eingegangen?  

Harald Goost: Das stimmt. Dahinter steht die Einsicht, dass das Thema Nachhaltigkeit zu wichtig ist, um es als einzelnes Unternehmen zu bearbeiten. Gemeinsam können wir viel mehr erreichen. Deswegen haben wir uns mit den Herstellern Greiff, Kübler Workwear, Weitblick Gottfried Schmidt und dem Gewebeproduzenten Klopman International zusammengeschlossen, um in der Gemeinschaft unsere Ziele schneller zu erreichen. Gemeinsam mit Fairtrade Deutschland haben wir das „Supporting Fairtrade Cotton“ Projekt ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projekts haben wir uns auf eine ehrgeizige Abnahmemenge von fair gehandelter Baumwolle geeinigt, die wir sukzessive steigern werden. Das Programm konzentriert sich im Schwerpunkt auf die Menschen, die ganz am Anfang der textilen Wertschöpfungskette stehen: die Bäuerinnen und Bauern, die die Baumwolle anbauen und ernten. Im Rahmen dieses Projekts ist künftig durch das eingenähte „Supporting Fairtrade Cotton“-Logo am Berufsbekleidungsprodukt sichtbar, dass der Hersteller Baumwolle zu Fairtrade-Bedingungen einkauft – und so gezielt die Nachhaltigkeitsbestrebungen unterstützt. Das gibt den Trägern die Möglichkeit, sich ganz bewusst für sichtbar nachhaltig produzierte Kleidung zu entscheiden.

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